Frage an Luise von der Hello Inside Wissenschaftsredaktion zu Annas Interview: Wie lässt sich Anna Journey wissenschaftlich erklären, macht das Sinn, gibt es einen wissenschaftlich belegbaren Zusammenhang zwischen Blutzucker und Schlaf und kognitiver Leistungsfähigkeit?
Luise: Annas Journey zeigt beeindruckend, wie Veränderungen im Lebensstil einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden haben können – und die Wissenschaft gibt ihr dabei recht. Der Zusammenhang zwischen Blutzuckerregulation, Schlaf und kognitiver Leistungsfähigkeit ist tatsächlich gut dokumentiert .
Insulin und Schlaf: Der Blutzuckerspiegel beeinflusst die Schlafqualität?
Insulin spielt eine zentrale Rolle für den Stoffwechsel und beeinflusst, wie stabil der Blutzucker über den Tag hinweg ist. Wenn der Blutzuckerspiegel am Abend stark schwankt, kann dies zu Schlafstörungen führen. Studien, darunter von Dr. Satchin Panda und Dr. Eve Van Cauter, belegen, dass Menschen mit einem instabilen Blutzuckerspiegel häufig Schlafprobleme haben und anfälliger für Hormonstörungen sind, die auch das Stresshormon Cortisol betreffen.
Anna hat durch das Hello Inside-Programm erstmals den Zusammenhang zwischen ihrem Blutzuckerspiegel und ihrer Schlafqualität entdeckt: „An Tagen mit starken Blutzuckerschwankungen schlafe ich deutlich schlechter“.
Und der Effekt geht über Insulin hinaus: Hormonelle Wechselwirkungen: Insulin, Cortisol und Melatonin
Die Regulation des Insulins und des Blutzuckers ist eng mit anderen Hormonen verbunden, die den Schlaf beeinflussen. Wenn der Blutzuckerspiegel durch übermäßigen Zuckerkonsum oder Stress erhöht ist, produziert der Körper mehr Insulin, was wiederum den Cortisolspiegel beeinflusst. Das wiederum kann die nächtliche Produktion von Melatonin hemmen, sodass das Einschlafen schwerer fällt.
Anna merkte, dass ihr Körper auf stressige Tage und unausgewogene Mahlzeiten mit Schlafstörungen reagiert. Dank ihrer Trackingdaten sahen wir im COahcing schnell die Zusammenhänge und verstanden, wie Anna mit einer angepassten Routine ihren Insulinspiegel stabil halten kann.
Frage: Wie beeinflusst der Blutzucker den Schlaf?
Instabile Blutzuckerspiegel, insbesondere mit großen Schwankungen zwischen Spitzen und Abfällen, beeinflussen den Körper in mehrfacher Hinsicht negativ. Wenn der Blutzuckerspiegel nach einer kohlenhydratreichen oder zuckerhaltigen Mahlzeit schnell ansteigt, wird Insulin freigesetzt, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Dieser rasche Anstieg kann zu einer ebenso schnellen Abnahme des Blutzuckers führen – was der Körper oft als „Notfall“ wahrnimmt. In dieser Situation schüttet der Körper Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin aus, um den Blutzucker schnell wieder zu erhöhen. Das Problem dabei: Cortisol und Adrenalin wirken aktivierend und können den Schlaf stören, weil sie den Körper in eine Art „Alarmzustand“ versetzen.
Dr. Eve Van Cauter, eine führende Forscherin im Bereich Schlaf und Stoffwechsel an der University of Chicago, hat in ihren Studien gezeigt, dass schlechter Schlaf und Insulinresistenz oft miteinander einhergehen. Ihre Forschung zeigt, dass Schlafmangel die Insulinsensitivität verringern kann, was bedeutet, dass der Körper schwerer auf Insulin reagiert und Glukose schlechter verwertet. Dieser Teufelskreis führt dazu, dass Menschen, die schlecht schlafen, oft auch stärkere Blutzuckerschwankungen haben – und umgekehrt. Mit dieser veränderten Insulinresistenz steigt auch das Risiko für Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.
Frage: Was ist der Zusammenhang mit kognitiver Leistungsfähigkeit?
Der Blutzuckerspiegel beeinflusst das Gehirn direkt. Unser Gehirn benötigt eine konstante Energiezufuhr in Form von Glukose, um optimal zu funktionieren. Schwankende Blutzuckerspiegel, wie Anna sie anfangs erlebt hat, können zu Energiemangel im Gehirn führen, was sich in Form von Konzentrationsschwierigkeiten, mentaler Erschöpfung und sogar Reizbarkeit äußern kann. Dr. Satchin Panda, bekannt für seine Forschung zur Chronobiologie, betont, dass der Blutzuckerspiegel nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit stabil gehalten werden muss, um Müdigkeit und kognitive Leistungseinbußen zu vermeiden. Sein Ansatz, den Essensrhythmus auf natürliche Tag-Nacht-Zyklen abzustimmen, hat in mehreren Studien gezeigt, dass regelmäßige Essenszeiten dabei helfen, den Blutzucker zu stabilisieren und die mentale Leistungsfähigkeit zu unterstützen.
Frage: Warum hilft regelmäßiges Monitoring und Coaching?
Annas Ansatz, ihre Blutzuckerwerte einmal im Quartal zu checken, ist tatsächlich eine sehr gute Strategie, um langfristig gesund zu bleiben. Das Monitoring durch einen kontinuierlichen Glukosemonitor (CGM) bietet nicht nur eine Momentaufnahme, sondern hilft dabei, individuelle Muster zu erkennen und Änderungen im Lebensstil anzupassen. Diese Art von Selbstüberwachung unterstützt das Bewusstsein und kann langfristig dazu beitragen, dass man gesunde Gewohnheiten beibehält und Rückfälle vermeidet.
Das Coaching, das Anna im Hello Inside-Programm erhält, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt: Es bietet nicht nur Anleitung und Unterstützung, sondern hilft ihr, spezifische Ziele zu setzen und zu reflektieren, was gut funktioniert und wo noch Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Ein ähnlicher Ansatz wird in der Verhaltensforschung genutzt und zeigt in Studien, dass unterstütztes Selbstmonitoring und strukturiertes Feedback die Chancen auf eine langfristige Verhaltensänderung erheblich steigern.